Freie Fahrt
Kostendruck und enge Budgets führten im schwedischen Nahverkehr in den letzten Jahren zu Personalabbau und Verlagerungdes Transportbetriebs auf Betreibergesellschaften. Dies erforderte bei einem Nahverkehrsunternehmen eine flexible Zutrittskontrolllösung.
Diese neuen Rahmenbedingungen in Schweden haben massive Auswirkungen auf das Sicherheits-management. Immerhin sollen die Betreiber der jeweiligen Linien eigenverantwortlich den Zutritt zu den zugehörigen Liegenschaften verwalten, um etwa Instandhaltungs- und Wartungsarbeiten selbst steuern zu können.
Delegieren der Zutrittsrechte
Neben einer Flexibilisierung der Zutrittsprofile strebte das Unternehmen die Delegierung von Berechtigungen auf mehreren Ebenen an, etwa nach Linie, Station, Ebene oder Zutritt zu funktionalen Räumen wie Elektrizitäts- oder Signalanlagen. Darüber hinaus galt es, übergreifende Profile zu etablieren, wie etwa den Zutritt zu allen Signalanlagen an allen Standorten bestimmter Strecken. Des Weiteren sollte der Eigentümer der Anlagen die Verwaltung der Zutrittsrechte an den Betreiber delegieren können, jedoch ohne die Möglichkeit eines Umbaus der bereits vorhandenen Leser- und Türanlagen.
Folglich galt es, mit einer intelligenten Lösung das Delegieren der Zutrittsrechte zu gewährleisten, ohne bauliche Veränderungen vornehmen zu müssen. Um einen transparenten Überblick zu behalten und kritische Zutrittskombinationen zu verwalten, wollte man die Ausübung der Identity & Access Governance ebenfalls beim Eigentümer belassen. Schließlich war es notwendig, die Datenbank der Identitäten zu zentralisieren, so dass jeder mit Sozialversicherungsnummer registrierten Person nur ein einziger Ausweis zugeordnet werden konnte. Dieser Ausweis sollte sowohl von den Betreibern als auch vom Eigentümer selbst mit Berechtigungen versorgt werden können, wobei es durch eine automatisierte Prüfung gelingen musste, Berechtigungskonflikte zu vermeiden.
Die schnelle Vergabe und der zeitnahe Entzug von Zutritts- und Zugriffsberechtigungen sind auch für die Betreiber im ÖPNV von zunehmender Bedeutung, da gerade in komplexen Liegenschaften mit einer Vielzahl von Berechtigten und mehreren Administratoren aus unterschiedlichen Organisationen immer wieder Haftungsfragen aufkommen. Genau an dieser Stelle wurde der Eigentümer jedoch durch die begrenzten Möglichkeiten des etablierten elektronischen Schließ- und des alten RFID-Systems eingeschränkt.
Durch die Etablierung eines übergreifenden Physical Identity & Access Management Systems (Piam) konnte sich der Eigentümer von den Limitierungen des bisher einzigen Zutrittskontrollsystems lösen: Die im Piam einmalig definierten Rollen, Abläufe, Funktionen und Berechtigungen werden heute auf eine Vielzahl anderer Physical Access Control Systeme (Pacs = Zutrittskontrolle) übertragen. Heute stehen vier per Ausschreibung ausgewählte und zertifizierte Lieferanten für jede Liegenschaft oder jeden Bauabschnitt im Wettbewerb. Neben einer deutlich belebten Preissituation erfreut sich der ÖPNV nun eines regelrechten Funktionswettstreits, welcher Anbieter sich besonders gut oder flexibel in das Piam einbinden lässt, oder welche besonderen Alleinstellungsmerkmale über die jeweilige Schnittstelle (Application Programming Interface, API) verfügbar ist.
Dass das Projekt qualitativ hochwertig aufgesetzt ist, zeigen auch die Erfahrungen der Lösungsanbieter. Berater von Vero Certus beispielsweise stellten im Rahmen des Projektes fest, dass die Anzahl der Support-Anrufe für eine solch komplexe Integrationslandschaft sehr gering ist. Diese erfreuliche Situation ist auch auf die gründliche Projektvorbereitung zurückzuführen. Die im Vorfeld mit dem Projekt betraute Accessec GmbH investierte etwa ein Mannjahr in die Analyse und Planung der Integration sowie in Testläufe und Simulationen.
Sebastian Rohr, CTO der Accessec GmbH
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