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Sicherheitskonzept im ÖPNV 21. November 2012

Im Minutentakt

Täglich nutzen in Deutschland Millionen Menschen den öffentlichen Personennahverkehr. Dabei ist den Fahrgästen neben der Pünktlichkeit und Verfügbarkeit das Thema Sicherheit besonders wichtig. W&S stellt dazu das erfolgreiche Konzept der Hochbahn-Wache in Hamburg vor.

Helle, gut beleuchtete Bahnsteige erhöhen die subjektive und objektive Sicherheit.
Helle, gut beleuchtete Bahnsteige erhöhen die subjektive und objektive Sicherheit.

Inwieweit öffentliche Verkehrsmittel genutzt werden, hängt nicht zuletzt von deren Zuverlässigkeit und Sicherheit ab. Für die Verkehrsbetriebe sind dies nicht zu unterschätzende Faktoren, da einzelne Vorfälle, gerade wenn es ich um gewalttätige Übergriffe gegen Fahrgäste handelt, nachhaltigen imagepolitischen und damit auch wirtschaftlichen Schaden verursachen können.

Umso wichtiger ist es für den Betreiber, ein Höchstmaß an objektiver und subjektiver Sicherheit auf dem weitläufigen Linien-Netz zu gewährleisten. Im Falle der Hamburger Hochbahn AG wurde hierzu 1992 eine eigene hundertprozentige Unternehmenstochter, die Hamburger Hochbahn-Wache GmbH, gegründet. Deren 410 Mitarbeiter haben insbesondere die Aufgabe, die Sicherheit der Fahrgäste, der Betriebsangehörigen und den Schutz der Anlagen und Fahrzeuge zu gewährleisten sowie die Fahrkartenprüfung zu planen, durchzuführen und nachzubereiten.

Im Zentrum sicherheitsrelevanter Überlegungen und Konzepte steht dabei immer der Kunde, da er die Wahl des Verkehrsmittels bestimmt. Entscheidend hierfür ist die subjektive, „gefühlte“ Wahrnehmung der Sicherheitslage, die objektive ist für den Kunden eher zweitrangig.

Vernetzt

Da ein störungsfreier und reibungsloser Betriebsablauf naturgemäß vorrangige Bedeutung hat, befinden sich intern die Bereiche Safety (unter andere Brandschutz, Unfallverhütung) und Security (Unternehmens-, Mitarbeiter- und Kundenschutz vor Kriminalität) mit den übrigen Betriebsbereichen in enger Abstimmung. „Sicherheitsrelevante Maßnahmen oder Aktionen können unter Umständen den Fahrbetrieb beeinträchtigen, was bei einer hohen Taktung gerade in Stoßzeiten schnell zu einem Dominoeffekt an Verzögerungen führen kann“, erläutert Arndt Malyska, Geschäftsführer der Hochbahn-Wache. Auf der überbetrieblichen Ebene sind die Bereiche Safety und Security mit den Rettungsdiensten, der Feuerwehr und den Sicherheitsbehörden vernetzt und kooperieren mit diesen auf einer Vielzahl von Gebieten, so beispielsweise bei Großveranstaltungen wie Fußballbundesligaspielen.

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Aber auch im Schadensfall, etwa bei einer Betriebseinstellung in Abschnitten oder im Gesamtnetz, können mit Hilfe der externen Organisationen Evakuierungen durchgeführt, Informationen weitergegeben und Transportkapazitäten bereitgestellt werden. Darüber hinaus kommt den polizeilichen Behörden vor allem in der Strafverfolgung und bei Schwerpunkteinsätzen eine tragende Rolle zu.

Weitere Kooperationen umfassen auch das Training von mobilen beziehungsweise Sonder-Einsatzkommandos, die beispielsweise an Fahrzeugen unterschiedliche Szenarien wie den Zugriff im Falle einer Geiselnahme oder ähnliches trainieren, oder auch die Zusammenarbeit bei Kampagnen und Projekten im Bereich der Zivilcourage und bei Fahndungs- und Suchmeldungen. Je nach Lage werden hierzu entsprechende taktisch ausgerichtete strategische Arbeitsgruppen eingerichtet.

Aus einer Hand

Für ein möglichst effizientes Notfall-, Störungs- und Krisenmanagement setzt die Hochbahn-Wache auf ein integriertes Konzept, das alle relevanten Bereiche und organisatorische Abläufe beinhaltet. Dieses Paket umfasst unter anderem die Ermittlung der objektiven Sicherheitslage und Untersuchungen zur subjektiven Sicherheit, Öffentlichkeitsarbeit und allgemeine Informationen.

Dazu gehört natürlich aber auch die Sicherheitstechnik, also Videoüberwachung sowie Notruf- und Nothilfeeinrichtungen. Auch auf die Gestaltung und das Erscheinungsbild des Betriebs sowie der Anlagen, Haltestellen und Fahrzeuge wird großen Wert gelegt. Dabei sind gerade die Bereiche Safety und Security eng miteinander verzahnt, da etwa bei Großschadenslagen nicht sofort absehbar ist, welche Ursachen für das Ereignis verantwortlich sind.

Oberstes Gebot hat zunächst die Schadenbewältigung. Safety und Security gehen dabei ineinander über und müssen somit ganzheitlich betrachtet werden. Daher orientieren sich die Ablaufpläne auch am Ereignis und nicht primär am Auslöser. Für die Fahrgäste ist es dabei besonders wichtig, im Schadensfall möglichst schnell einen kompetenten Ansprechpartner vor Ort zu haben, was die Grundlage für eine positives Sicherheitsgefühl und den Kundenservice darstellt. „Die Vermengung von Safety und Security sowie die enge Anbindung an die übrigen Betriebsbereiche ermöglichen ferner kurze Entscheidungsprozesse und direkte Steuerungs- und Eingriffsmöglichkeiten“, so Malyska. Außerdem verfügt ein Teil der Mitarbeiter der Security über betriebliches Know-how und kann somit im Ereignisfall auch solche Aufgaben übernehmen.

Alles im Blick

Ende 2007 ist die neue Betriebszentrale eingeweiht worden, mit der sich nun sowohl für den U-Bahn- als auch den Busbereich die Betriebsführung zentralisiert steuern und überwachen lässt. Auch die Hochbahn-Wache hat ihre neue Einsatzzentrale in der Betriebszentrale eingerichtet. Über viele Monitore und auf Großbildschirmen haben die Mitarbeiter das Geschehen auf allen Haltestellen im Blick und stehen im ständigen Kontakt mit den Kollegen vor Ort.

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