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Sonderfall als Normalzustand

Im Umfeld von Industrieanlagen herrschen besondere Einsatzbedingungen, die eine zuverlässige brandschutztechnische Überwachung erschweren. Umgebungsbedingungen, wie Staub- und Schmutzbelastung, Explosionsgefährdung sowie komplexe Gebäudestrukturen mit unterschiedlichen Schutzbereichen müssen bereits in der Planungsphase Berücksichtigung finden.

Erdbebensicher: das 19-Zoll-Rack-Montage-Konzept einer Brandmeldezentrale.
Erdbebensicher: das 19-Zoll-Rack-Montage-Konzept einer Brandmeldezentrale.

In den meisten Fällen sind maßgeschneiderte Produkte und Lösungen gefordert. Die Realisierung komplexer Netzwerklösungen für Brandmelder-zentralen ist genauso gefragt wie die fehlerfreie Branddetektion bei hoher Schmutzbelastung. Großbrände machen zwar nur einen kleinen Prozentsatz aller erfassten Brände aus, verursachen jedoch einen Großteil der Schadenssummen. Vor allem in Industriebetrieben ist daher eine brandschutztechnische Überwachung eine zwingende Notwendigkeit. Um den hohen Sicherheitsansprüchen zu genügen, ist bei der Planung und Realisierung von Brandschutzlösungen viel Know-how gefragt.

Die brandschutztechnische Überwachung größerer Industrieanlagen erfordert darüber hinaus oftmals auch Sonderlösungen. Neben den konventionellen Brandmeldern sind vor allem Technologien gefragt, die auch bei starker Staubbelastung, hoher Luftfeuchtigkeit und einem großen Temperaturspektrum eine sichere Detektion gewährleisten. Nicht selten sind in solchen Objekten projektspezifische Anpassungen vorzunehmen, die einer speziellen Parametrierung bedürfen. Aufgrund der besonderen Umgebungsbedingungen (Belastungen mit Staub, Chemikalien, Wasserdampf und hohen oder niedrigen Temperaturen) sind unterschiedliche Brandmelder-Varianten erforderlich. Öldämpfe, Gas, Wind und Feuchtigkeit stellen eine zusätzliche Herausforderung bei der Überwachung dar, da solche Störgrößen nicht selten Falschalarme zur Folge haben. Darüber hinaus ist in brand- und explosionsgefährdeten Umgebungen die Zuverlässigkeit entsprechender Systeme von besonderer Bedeutung.

Anforderungen für komplexe Industrieanlagen

Bereits während der Planungsphase umfangreicher Brandschutzkonzepte sollte großer Wert auf eine flächendeckende Überwachung gelegt werden. Um einen schnellen und zielgerichteten Einsatz der Interventionskräfte sicherzustellen, ist eine entsprechende Visualisierung der Ereignisse über Gefahrenmanagementsysteme sinnvoll. So können unter anderem der Feuerwehr im Fall eines Brandes wertvolle Informationen zur Verfügung gestellt werden, indem diese Anzeigen zum Beispiel über großformatige Displays ausgegeben werden, die an strategisch wichtigen Positionen angebracht sind. Ebenso sollte in komplexen Industrieanlagen über die mögliche Integration von Sprachalarmanlagen oder sprachunterstützter Alarmierung nachgedacht werden, die im Ereignisfall für eine schnelle und zielgerichtete Evakuierung sorgen. Gerade in Bereichen, in denen sich viele Menschen aufhalten, wird eine notwendige Evakuierung im Gefahrenfall erheblich beschleunigt, was für die Sicherheit sorgt, die heutzutage in solchen Objekten erwartet wird. Bei allen Planungen müssen in jedem Fall die Neuerungen der entsprechenden Normen berücksichtigt werden.

Brandschutz in explosiven Atmosphären

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Der Umgang mit explosiven und leicht entzündbaren Stoffen, wie er in vielen Industriebereichen üblich ist, erfordert ein spezifisches Sicherheitskonzept. Brandmelder, die in explosionsgeschützten Bereichen (Ex-Bereichen) Verwendung finden, müssen besonderen Anforderungen genügen. Sie müssen mit der EU-weit gültigen Atex-Richtlinie konform sein.

Besonders nützlich ist, wenn Atex-Brandmelder, die für den Einsatz in den Ex-Zonen 1 und 2 vorgesehen sind, voll adressierbar sind. Eine Einzeladressierung für Brandmelder in Ex-Bereichen wird zunehmend von der Feuerwehr vorgeschrieben, da hierdurch auch in den hochsensiblen Ex-Bereichen im Alarmfall der Brandort lokalisiert werden kann und somit weitere Maßnahmen zur Brandbekämpfung zeitoptimal durchgeführt werden können. Da die Stromversorgung der Ex-Melder direkt über den Feldbus erfolgt, wird keine zusätzliche externe Versorgung benötigt.

Sondermelder

Im industriellen Bereich sind neben den konventionellen Brandmeldern vor allem Technologien gefragt, die auch bei starker Staubbelastung, hoher Luftfeuchtigkeit und einem großen Temperaturspektrum eine sichere Detektion gewährleisten. Nicht selten sind in solchen Objekten projektspezifische Anpassungen vorzunehmen, die einer speziellen Parametrierung bedürfen. Von Vorteil ist daher, wenn der Anbieter über eine breite Auswahl an Meldern verfügt. Dazu zählen zum Beispiel faseroptische, linienförmige Wärmemelder, welche auf einer Strecke von bis zu acht Kilometern auf einen Meter genau Temperaturunterschiede von nur einem Grad Celsius messen und ihre Funktion bis zu einer Temperatur von 750 Grad Celsius erhalten. Faseroptische Wärmemelder gewährleisten ungeachtet des Schmutzaufkommens nahezu vollständig ihre EMV-Immunität.

Abhängig von den jeweiligen Einsatzorten muss auf weitere Sondermelder zurückgegriffen werden: UV- und IR-Flammenmelder nach EN 54-10 Kl. 1 bieten mit Dreifach-IR-Sensoren hohe Sicherheit gegen Täuschungsalarme. Mit robustem Edelstahlfühler, frei konfigurierbaren Ansprechtemperaturen, der Wärmeklasse nach EN 54-5 und Ansprechtemperaturen bis über 400 Grad Celsius sind die Wärmesensoren für industrielle Applikationen geeignet. Gasmelder oder Rauchansaugsysteme sollten das Angebot ergänzen.

Brandmeldetechnik im Erdbebentest

Vor dem Hintergrund der Atomkatastrophe in Fukushima rückt die Frage in das Bewusstsein der Sicherheitsverantwortlichen, wie die installierte Brandmeldetechnik auf seismische Aktivitäten reagiert und ob die Funktionalität auch bei einem Erdbeben zuverlässig gewährleistet ist. Einige Melder haben eindrucksvoll ihre besondere Eignung für den Einsatz in erdbebengefährdeten Gebieten unter Beweis gestellt. Bei einem aufwändigen Test durch ein unabhängiges Prüfinstitut hielten sie einem Erdbeben der Stärke 9 (Richter-Skala) Stand. Für den Versuchsaufbau wurden die Melder auf einen Rütteltisch montiert, der die Erdstöße simulierte. Getestet wurde auch eine Brandmelderzentrale, eingebaut in einen speziellen erdbebenfesten und mit Stahlschienen verstärkten Standschrank mit kugelgelagerten Schwerlastschubladen. In allen Fällen war das Ergebnis eindeutig: Auch unter den erschwerten Testbedingungen gab es keinerlei funktionale Einbußen oder mechanische Beschädigungen.

Komplexe Netzwerklösungen

Oft sind die Standorte der Brandmelderzentralen in einem größeren Objekt weit voneinander entfernt. Sie müssen daher miteinander vernetzt werden, um alle Systemmeldungen an einer Leitstelle zu erfassen und zu steuern. Verbindungen können sowohl mit Kupferkabeln als auch mit faseroptischen Kabeln – wie es häufig in Industrieobjekten gefordert wird – realisiert werden. Darüber hinaus sind sehr schnelle Netzwerke wünschenswert, die auch bei großen Ausbauten eine rasche Rückmeldung an die Leitstelle ermöglicht.

Hersteller kompletter Brandmeldesysteme können aufgrund der optimalen Abstimmung der Einzelkomponenten viele Funktionalitäten anbieten, die bei einem Patchwork-System nicht möglich wären. Ein treffendes Beispiel hierfür stellt die integrierte Notredundanz dar. Sie sorgt dafür, dass bei Ausfall der Bus-Kommunikation zwischen Meldern und Brandmelderzentrale weiterhin ein Summenalarm abgesetzt werden kann. Die von den Betreibern einer Brandmeldeanlage erwartete maximale Ausfallsicherheit kann mit einer CPU-, Software- beziehungsweise Netzteil-Redundanz bereitgestellt werden.

Mit der Vielzahl an qualitativ hochwertigen Produkten, die mittlerweile für den technischen Brandschutz von Industrieobjekten zur Verfügung stehen, kann eine reibungslose, sicherheitstechnische Überwachung der zum Teil komplexen und großräumigen Areale sichergestellt werden. Dies gibt ein beruhigendes Gefühl und die Gewissheit, dass trotz rauer Umgebungsbedingungen der komplexe Brandschutz störungsfrei funktioniert.

Joachim Meisehen, Marketing/Kommunikation bei der Novar GmbH a Honeywell Company

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