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Wachstum mit System

Mit seinen erfolgreichen Systemen zur Detektion und Vermeidung von Bränden befindet sich Wagner seit Jahren auf Wachstumskurs. PROTECTOR besuchte das Unternehmen und sprach unter anderem mit Frank Siedler, der in seiner Position als Director Sales International die ausländischen Märkte betreut.

Im Versuchslabor werden die Entzündungsgrenzen verschiedender Materialien demonstriert.
Im Versuchslabor werden die Entzündungsgrenzen verschiedender Materialien demonstriert.

Als Frank Siedler im Jahr 2006 zum Brandschutz-Komplettanbieter Wagner kam, beschäftigte das Unternehmen 230 Mitarbeiter. Zusätzlich zu Standorten in den deutschsprachigen EU-Ländern wurden erste Auslands-Vertriebsbüros in den Niederlanden und in England gegründet. „Mittlerweile sind wir unter anderem in Polen, Frankreich, Russland und seit kurzem in den USA mit einer Tochtergesellschaft vertreten“, so Siedler.

Die Mitarbeiterzahl habe sich seitdem auf knapp 500 mehr als verdoppelt. Und von einem Jahresumsatz 2006 mit circa 25 Millionen Euro kommend, strebe man aktuell auf 70 Millionen Euro Umsatz zu. „Sie sehen, bei uns ist eine Menge Dynamik drin“.

Rauchansaugsystem für industriellen Brandschutz

Die Wachstumsbasis des 1976 von Diplom-Ingenieur Werner Wagner gegründeten Unternehmens sind mehrere Innovationen in der Firmengeschichte. Der Durchbruch zum Technologieführer im Bereich Branddetektion gelang dem Langenhagener Unternehmen mit dem von Wagner entwickelten Ansaugrauchmeldesystem Titanus, das unter anderem über verschiedene OEM-Partner sowie die eigenen Niederlassungen vertrieben wird.

Noch heute sei das System, bei dem Ansaugrauchmelder über Rohrleitungen kontinuierlich Proben aus der Umgebungsluft entnehmen und auswerten, die größte Erfolgsgeschichte des Unternehmens, betont Frank Siedler. Mit der permanenten Analyse der Luft steigere das System gegenüber herkömmlichen Rauchwarnmeldern die Genauigkeit deutlich.

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Fehlalarme könnten nahezu ausgeschlossen werden, da das System geringste Mengen Rauchpartikel erkenne und damit bis zu 2.000 Mal sensibler sei als herkömmliche Punktmelder.

In den letzten Jahren entwickelte das Unternehmen das Ansaugrauchmeldesystem weiter und brachte zur Security Leitmesse in Essen mit dem Melder Titanus Multi∙Sens sein neuestes Produkt auf den Markt, das Mitte Juni 2015 auch auf der englischen Brandschutzmesse Firex zu sehen sein wird. Der neu entwickelte Melder erkennt nicht nur frühzeitig, ob es brennt, er erkennt auch, was überhaupt brennt beziehungsweise was täuscht.

Aufgrund der Stofferkennung ist es möglich, dass etwa Theaternebel oder Zigarettenrauch als Täuschung erkannt werden und die Auslösung eines Brandalarms verhindert wird. Die zweite Besonderheit ist, dass dem neuen Brandmelder kundenindividuelle Täuschungs- und Brandarten neu angelernt werden können.

Damit ist es laut Unternehmen erstmals möglich, Fehlalarme samt Folgekosten beispielsweise durch Feuerwehreinsätze oder Betriebsunterbrechungen sicher zu verhindern, während gleichzeitig eine zuverlässige und frühestmögliche Branddetektion garantiert ist.

Andreas Albrecht

Brandvermeidung durch Sauerstoffreduzierung

Neben dem Titanus Ansaugrauchmelder, der Maßstäbe in der Branddetektion setzte, entwickelte Wagner als erstes Unternehmen auch ein aktives Brandvermeidungssystem, das – mittlerweile international erfolgreich – unter dem Markennamen Oxyreduct bekannt ist. Die Entwicklung des Systems basiert auf dem Umstand, dass die Entstehung von Feuer eine bestimmte Menge an Sauerstoff in der Luft voraussetzt. In der normalen Umgebungsluft sind dies 20,9 Prozent

Bei Brandversuchen habe man festgestellt, dass leicht entzündliche Materialien wie beispielsweise Kunststoff bereits bei einer Sauerstoffkonzentration von unter 16 Prozent nicht mehr selbsttätig brennen können. Ein Wert, der zwar Feuer buchstäblich die Luft zum Atmen nimmt, für den Menschen aber nicht wahrnehmbar ist.

Die Idee war also, so Siedler, „den Sauerstoffgehalt in Räumen konstant unter der Entzündungsgrenze der vorhandenen Stoffe zu halten“. Erreicht wird dies durch eine kontrollierte Zufuhr von Stickstoff, der mittels der Oxyreduct-Generatoren direkt vor Ort aus der Umgebungsluft gewonnen wird.

Von der Wirksamkeit dieser Methode konnte sich die PROTECTOR-Redaktion in einem Versuchslabor des Unternehmens selbst überzeugen. Hier wurde auch ein Brandversuch live demonstriert, der anschaulich zeigte, dass unterschiedliche Materialien mit der kontrollierten Zufuhr von Stickstoff und der damit verbundenen Absenkung des Sauerstoffgehalts nicht mehr entzündbar sind beziehungsweise erlöschen, wenn die Zündquelle entfernt wird.

Die ursprüngliche Idee dieses Verfahrens stammt vom Brandbekämpfungssystem Firexting des Unternehmens, das auf einer rückstandsfreien Löschung mit Gasen basiert.Durch Einleitung von Inertgasen aus Flaschen, zum Beispiel Stickstoff, wird der Sauerstoffgehalt in den betroffenen Räumlichkeiten rapide abgesenkt und der Brand erlischt in kürzester Zeit.

Asiatische Märkte im Visier

Mit dem erfolgreichen Produktportfolio soll das Wachstum des Brandschutzexperten auch in Zukunft weiter anhalten. Das nächste Ziel sei, so Siedler, „in den nächsten fünf Jahren die 100 Millionen Euro-Grenze zu knacken“. In der D-A-CH-Region sei Wagner bestens und flächendeckend organisiert. Allein in Deutschland habe man mittlerweile acht Niederlassungen und Vertriebsbüros sowie eine Tochtergesellschaft in allen größeren Städten.

Der Fokus richte sich deshalb zunehmend auf das Ausland. Doch leicht sei es nicht, in einem fremden Land Fuß zu fassen: „Nehmen Sie das Beispiel USA, wo wir letztes Jahr eine Tochtergesellschaft gegründet haben. Hier war es nicht damit getan, eine Adresse zu haben. Man muss qualifizierte Mitarbeiter finden – und auch in den USA herrscht Fachkräftemangel –, sich an den Markt adaptieren, Produkte müssen an Stromspannungen angepasst werden, es gelten andere Standards und Sicherheitsvorschriften. Es ist ein Riesenunterschied.

Dasselbe gilt fast genauso für Asien, obwohl wir hier das Glück haben, dass viele europäische Standards schon anerkannt sind – aber eben auch viele amerikanische.“ Deshalb nehme man sich auch die Zeit, die man noch brauche. „Das ist eben der Vorteil eines familiengeführten Unternehmens“, so Siedler. „Bei uns stehen keine Aktionäre im Rücken, die drängen.“

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