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Zusammenspiel der Technik

Wir leben heute in Zeiten zunehmend komplexer und aggressiv werdender Bedrohungsszenarien. Dabei liegt das Augenmerk von Unternehmen in erster Linie nicht allein darauf, sich der öffentlichen Diskussion der Terrorgefahr zu stellen, sondern vielmehr den Bedrohungen durch organisierte Kriminalität oder Vandalismus mit adäquaten Mitteln zu begegnen.

Verknüpfte Unternehmensdaten und Interoperabilität der Gewerke stärken das Sicherheitskonzept.
Verknüpfte Unternehmensdaten und Interoperabilität der Gewerke stärken das Sicherheitskonzept.

Hier gilt es für Betreiber von Sicherheitssystemen, ihre Sicherheitstechnik einmal mehr auf den Prüfstand zu stellen. Der Kostendruck durch starke Konkurrenz im Markt macht diese Aufgabe nicht einfacher, sondern erfordert, dass auch diese Investitionen in die Kalkulation des Betriebserfolges mit einbezogen werden. Betrachtet man nun die Systeme, die der Sicherheit dienen – Zutrittskontrollmechanismen, Videomanagement und Einbruchmeldeanlagen – im Detail, so fällt auf, dass diese Systeme oft parallel betrieben werden, ohne eine Interoperation oder gar Automatismen zuzulassen. Das hat Gründe: So gibt es nach wie vor kaum technische Standards, die ein Zusammenspiel der Techniken erlauben, beziehungsweise nur durch kostspielige Integrationen ermöglichen. Ein Ausweg sind Gebäudemanagement- oder, wenn es um die Einbindung von SOPs (Standard Operating Procedures, Standardvorgehensweisen) geht, gar PSIM-Lösungen (Physical Security Information Management). Aber diese sind komplex und teuer.

Interoperabilität schaffen

Und hier liegt das Problem: gerade kleine und mittlere Unternehmen haben ebenso wie Konzern-Anwender den Bedarf, ihre Daten zu verknüpfen und Interoperabilität zu schaffen, damit ihr Sicherheitskonzept effizienter und leistungsstärker wird. Doch im Hinblick auf die oben genannten Alternativen erscheint die hohe Investition wenig sinnvoll.

Dabei gibt es Möglichkeiten, diesen Bedarf mit modernen und dabei günstigen Technologien zu decken. Ein modernes Videomanagementsystem (VMS) bietet in der Regel zwei Lösungen: das sogenannte Data Channel Recording als Standardfunktion und eine Smart Event Management-Oberfläche.

Data Channel Recording

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Fast jedes System bietet in irgendeiner Art und Weise eine normierte Schnittstelle an, an der Daten ausgetauscht werden können. In der Regel geschieht das über TCP/IP, HTTP-Client/Server, UDP/IP, RTSP und serielle (RS-232) Schnittstellen und Protokolle. Das mögliche Format der austauschbaren Daten reicht vom einfachen Ascii-Format über UTC-8 und UTC16 Text, dem binären Datenformat bis hin zu XML-formatierten Nachrichten und weiteren Protokollen. Das ist bereits eine Menge an standardisierten Möglichkeiten.

Ein intelligentes VMS (Videomanagementsystem) liest nun im ersten Schritt diese Daten und speichert sie in der Datenbank ab. Das reicht bereits aus, um beispielsweise die Daten von Barcode-Scannern zu nutzen: Der Nutzer gibt den betreffenden Barcode ein und erhält die dazugehörigen Videoaufzeichnungen aller betreffenden Kameras. Oder man nutzt die Verknüpfung mit einem Zutrittskontrollsystem, um die Videodaten zum Lesevorgang eines Zutrittsausweises in Sekundenschnelle aufzurufen.

Daten validieren

Ein zweiter Schritt ist die Validierung der Daten. Hierbei werden die Daten mittels Standardprogrammiertools wie zum Beispiel XPath oder „BoostRegEx“ ausgewertet und dann im VMS in Ereignisse umgewandelt. Ein praktikables Beispiel dafür wäre die Erfassung von Bon-Daten aus einem Kassensystem, die Auswertung der Bon-Daten nach speziellen Werten wie Einkaufswerten über 200 Euro und die Kennzeichnung der dazugehörigen Videodaten. In einem anderen Fall wurden so die Metadaten der Videoanalyse einer Thermalkamera über das Netzwerk ausgelesen und zur Generierung von Alarmen und Aktionen im VMS genutzt.

Beide Verfahren, reine Datenspeicherung und die Validierung, erfordern wenig Konfigurationsaufwand. Hinzu kommt, dass dieser Prozess umkehrbar ist. Das bedeutet, dass ein Videomanagementsystem ebenso Nachrichten empfangen wie versenden kann. In der Verbindung mit weiteren Systemen nutzt man nun, wieder nur ein Beispiel von vielen, die Metadaten der Videoanalyse, um Informationen an diese zu senden und Reaktionen wie zum Beispiel das automatisierte Schließen der Türen auszulösen. Dieser Datenaustausch auf vorhandenen Schnittstellen, die daraus resultierende Interaktion zwischen den Systemen und die nahezu grenzenlosen Möglichkeiten, damit ein automatisiertes und sehr effizientes Sicherheitskonzept zu erstellen, sind sehr kostengünstig und ein standardisierter Bestandteil eines modernen Videomanagementsystems.

Smart-Event-Management

Oft reicht der erste Schritt, der Datenaustausch, bereits aus, um kostspielige Integrationen zu umgehen. Erfordert der Bedarf und damit das Sicherheitskonzept aber eine tiefer gehende Automatisierung der Prozesse, die bessere Visualisierung der Vorgänge oder den Einsatz von situationsbezogenen Ablaufplänen für den Nutzer, dann ist der Weg zum Einsatz einer PSIM-Lösung oder eines Gebäudemanagementsystems eigentlich vorprogrammiert.

Doch es gibt einen Mittelweg, weniger aufwändig, weniger investitionsintensiv: das Smart-Event-Management. Dieses browserbasierende Tool ermöglicht die kundenspezifische Abbildung jeder Lage ohne zu großen Aufwand. Das Tool nutzt dabei die Möglichkeiten des Data Channel Recordings, also die intelligente Zwei- Wege-Kommunikation zwischen den Systemen. Das Smart-Event-Management visualisiert aber, und das ist der wesentliche Mehrwert, alle Vorgänge, Sensoren, Videodaten und anderes auf Open-Source-Karten und macht sie so effektiver handhabbar.

Wird beispielsweise ein Sensor der Einbruchmeldeanlage ausgelöst, so stellt der Smart-Event-Manager die Situation auf der Karte als Alarm dar, öffnet im Kartenfeld gleichzeitig die dazugehörige Kamera im Live- und Aufzeichnungsmodus und öffnet automatisch ein Fenster mit Standard-Anweisungen und -abfragen an den Operator. Gleichzeitig kann der Operator, wahlweise automatisiert oder manuell, die Kommunikation aus dem Kartenbildschirm heraus mit weiteren Einsatzkräften herstellen. Auch hier liegt der klare Vorteil in der Einfachheit des Systems: Durch das Nutzen vorhandener Standards der IT-Welt wird die Konfiguration, die Interoperabilität und kundenspezifische Ausrichtung sehr kostengünstig möglich.

Ein modernes Videomanagement, sauber durchdacht und die eigentlichen IT-Standards gebrauchend, verfügt über Möglichkeiten, die weit über das hinausgehen, was Kunden heute für sich nutzen. Es ermöglicht dem Planer und Errichter, dem Kunden eine interoperative und nun auch den Betrieb effizient unterstützende Lösung zu offerieren, ohne die Investitionen in die Höhe schnellen zu lassen und damit das Gesamtprojekt zu gefährden.

Udo Schneider, Director Sales and Business Development, Mirasys

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