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Wettbewerb oder Ergänzung?

Smart-Home ist zu einem Lieblingsthema der Medien geworden. Mehr oder weniger nützliche Produkte finden den Weg aus Asien und den USA inzwischen auch zu uns. Eine der tragenden Säulen der Idee vom intelligenten Gebäude ist Security. Bedrohen diese Consumer-orientierten Produkte den professionellen Sicherheitsmarkt oder inspirieren sie ihn?

Überwachung und Steuerung von Licht, Wärme, Beschattung und Fenstern durch Smart-Home-System.
Überwachung und Steuerung von Licht, Wärme, Beschattung und Fenstern durch Smart-Home-System.

Die eigentliche Idee vom Smart-Home oder Smart Building ist ganz einfach: Sensoren melden ihren Zustand an eine Logik, die wiederum entsprechend einer vorgegebenen Regel einen Aktor dazu veranlasst, einen elektrischen Verbraucher zu schalten. So meldet ein Sensor „Lichtschalter“, dass er betätigt wurde, und als Folge schaltet ein Aktor die Leuchte ein. Sensoren sind Helligkeits-, Temperatur- und Luftfeuchtigkeitssensoren, CO- und CO2-Fühler, Wassermelder und auch Fensterkontakte, Bewegungs- und Präsenzmelder. Die Funktion eines Tiefkühlschrankes lässt sich ebenso überwachen wie die einer Heizungsanlage. Elektrische Tore und Türen lassen sich öffnen und schließen, Videos in HD-Qualität aufnehmen, Strom- Gas- und Wasserzähler auslesen und programmierte Texte über ein Audiosystem vorlesen. Die Liste kann noch fortgesetzt werden, denn fast täglich kommen neue Produkte dazu.

Nicht vergessen sollten wir allerdings die personenbezogenen Daten. Per Armband lassen sich Puls, Bewegungsgeschwindigkeit, Blutdruck, in Kürze Blutzucker und der genaue Standort des Trägers ermitteln. Die Armbänder enthalten sogar einen RFID-Chip, mit dem sich entsprechende Türen öffnen lassen. Diese Technik wird von den meist asiatischen Herstellern in Millionen-Stückzahlen auf den internationalen Markt geworfen. Bedrohen diese Massenmarkt-Produkte den Security-Markt?

Smarte Sensoren

Wenn man sich die „Security-Sensoren“ der smarten Gebäudeautomation, beispielsweise die funkenden Fenstergriffe der Firmen Hoppe oder Soda, betrachtet, wird man feststellen, dass es sich um mechanisch und handwerklich einwandfreie, robuste Produkte handelt. Die funkenden Sensoren am Griff melden den Zustand, immer dann, wenn er sich ändert, also geöffnet, auf Kipp oder geschlossen. Sie wurden entwickelt, um die Raumheizung zu optimieren, getreu der Regel: „Fenster offen, Heizkörper zu“. Diese Aufgabe erledigen sie perfekt. Die Zielsetzungen von Smart-Home oder Smart Building auf der einen und professioneller Einbruchmeldeanlage auf der anderen Seite aber sind andere.

Kundenmotivation

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Einbruch- und Gefahrenmeldeanlagen sind ebenso wenig sexy wie ein Feuerlöscher. Smart-Home ist dagegen inzwischen zum Lifestyle-Element geworden. Es ist zunehmend erstrebenswert, ein intelligentes Gebäude zu besitzen und den Komfort zu genießen, einschließlich der Sicherheit. Jalousien, die aus Komfort- und Energiespargründen nachts automatisch herunterfahren, haben auch einen Sicherheitseffekt. Besonders die Generation 60 plus mit Eigenheim wünscht sich von der Technik im Haus in erster Linie Sicherheit, für sich selbst und ihr Eigentum.

Der Weg zum Sicherheitsexperten weist allerdings psychologische Hürden auf. Man erwartet von einer Profi-Lösung unansehnliche Sensoren, störende Kabel, tagelangen Schmutz und Lärm und eine weit sichtbare „rote Laterne“ am Dachgiebel. Das Alarmlicht signalisiert potenziellen Einbrechern, dass dort etwas schützenswertes ist und lockt Kriminelle sogar noch an. Und über allem schwebt die Befürchtung, dass die Profi-Lösung sowieso viel zu teuer ist. Diese Art von möglichen Kunden erreicht die Security-Branche heute nicht, auch nicht mit massiver Werbung. Smarte Produkte dagegen sind „freundlich und innovativ“, ohne Schmutz leicht nachrüstbar und bezahlbar. Da greift der sicherheitsbewusste Senior gern zu.

Die „Smart-Welle“ nutzen

„If you can’t beat them, join them“ diese amerikanische Erfolgsweisheit hilft wohl auch bei unserem Dilemma. Sicherheitsfunktionen im Smart-Home System lassen sich weder per Gesetz verbieten noch ignorieren. Machen wir sie uns also zunutze. Setzen wir dort an, wo sicherheitsbewusste Bürgen bereits sind, und holen wir sie dort ab. Bestätigen wir ihren Wunsch nach technischen Sicherheitseinrichtungen und ihre Entscheidung, den Einstieg über Smart-Home gewählt zu haben. Machen wir klar, wo die Vorteile einer professionellen Anlage sind. Zeigen wir ihnen einen schlüssigen Weg auf, wie smarte Produkte und Profi-Security sich sinnvoll ergänzen.

Erstes Szenario: Hausbesitzer A hat sein Gebäude mit smarter Gebäudeautomation ausgestattet. Da er häufig in Urlaub fährt und das Haus dann allein ist, möchte er Life-Videos auf seinem Smartphone sehen können und im Einbruchsfall einen Sicherheitsdienstleister alarmieren. Als Profi wissen Sie, wo und wie die Kameras installiert werden müssen, damit sie sowohl vandalismussicher sind und auch verwertbare Fotos beziehungsweise Videos liefern. Die Übertragung auf das Smartphone ist eher einfach zu bewerkstelligen, aber möchte der Kunde nicht eigentlich auch aufzeichnen? Welche Lösung passt zum Kunden? Die Cloud, ein Disc-Recorder oder eine PC-Lösung? Bewegungsmelder und Fenstersensoren aus der Smart-Home-Welt werden von Sicherheitsdienstleistern zur Aufschaltung auf die Alarmzentrale in der Regel bisher nicht akzeptiert. Eine dedizierte Funkalarmanlage wie beispielsweise die Abus Privest oder Secvest bieten sich als Installation neben der Gebäudetechnik an.

Zweites Szenario: Hausbesitzer B hat bisher keine smarte Technik im Haus. Sicherheit steht aber aus den im Szenario 1 genannten Gründen im Vordergrund. Das Gebäude soll auch bei Abwesenheit belebt aussehen: Rollos sollen fahren und Licht zu bestimmten Zeiten leuchten. Hier lohnt der Kostenvergleich. Man wird herausfinden, dass eine passende VdS-gerechte „Funk“- Lösung gar nicht teurer ist, als eine Mittelklasse Smart-Home-Lösung.

So kommt das Produktangebot zum Kunden

Otto Normalhausbesitzer kennt moderne Security-Systeme leider nicht, zudem hat er Vorurteile wie „teuer, störanfällig und hässlich“. Die Branche muss sich also aus der reinen Sicherheitsecke herausbewegen und klar kommunizieren, dass man nicht einfach „Alarmanlagen“, sondern Gebäude-Sicherheitstechnik einschließlich Rollo, Tür, Licht und Video anbietet. Für Errichter sind die Baumessen wichtige Kommunikationsereignisse, aber bitte nicht mit schwarzer Security-Weste und Pfefferspray am Gürtel. Eine noch so kleine Musterwohnung beseitigt Vorurteile der Interessenten durch positive Erlebnisse. Im Kundengespräch darf Smart-Home niemals abwertend erwähnt werden, aber man muss zeigen, dass es für fast dasselbe Geld eine echte Sicherheitslösung gibt. Besser echte Sicherheit mit zusätzlichen Smart-Home-Funktionalitäten, als Smart-Home mit ein bisschen Sicherheit.

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